LEBENSMITTEL (Das Wegwerfen)

Genauer die „Verschwendung“ (Wegwerfen) von Lebensmitteln. Das ist ein herausragendes Beispiel für das, was ich ein wirklich komplexes Thema nenne.

Komplexen Themen nähert sich man am Besten mit extremen Startbedingungen.

Es beginnt mit der Erbschuld „Lebensmittel darf man nicht wegwerfen, Teller sind leer zu essen“.

Ziel (These): wir werfen NICHTS mehr weg!

Also fangen wir mal irgendwo an, am Besten bei uns, beim Einkaufen. Will ich NICHTS mehr wegwerfen dann kaufe ich exakt nur noch das, was ich verzehren möchte. Dann muss ich frühe Entscheidungen treffen. Ich sage am Besten dem Lebensmittelhändler meines Vertrauens ca. eine Woche vor meinem Einkauf Bescheid (Internet?), was ich an Produkten gerne möchte. Der packt mir, nachdem er beliefert wurde, ein Päckchen nach meinen Wünschen, das ich dann einfach abholen kann. Alle Verbraucher machen das so, dann wird NICHTS mehr weggeworfen.

Die Folgen:

Wir sparen wahrscheinlich ca. 40% der produzierten und gekauften Lebensmittel ein. Restaurantbesuche müssen ebenfalls 1 Woche vorher geplant werden, sonst hat der Gastronom keine Lebensmittel für mich vorrätig. Lebensmittelläden gehören der Vergangenheit an, Pakete schieben kann man auch aus einer grossen Garage heraus. Aber haben da nicht auch Leute (Kaufleute) gearbeitet? Klar, brauchen wir aber nicht mehr. Auch die Bauarbeiter und Handwerker, die diese Läden errichten, modernisieren und warten, NICHTS mehr zu tun. Ach ja, 40% weniger Lebensmittel heißt auch 40% weniger Produktion. Aber haben da nicht auch Leute (Landwirte, Sonstige Erzeuger) gearbeitet? Klar, 40% davon brauchen wir aber nicht mehr. Und wenn 40% weniger produziert und gekauft wird, dann muss auch 40% weniger transportiert werden. OK, das dient angeblich dem Klimaschutz und die Straßen werden leerer, da denken wir an anderer Stelle darüber nach. Aber ... haben da nicht auch Leute (Logistiker) gearbeitet? Klar, 40% davon brauchen wir aber nicht mehr.

Wir brauchen eigentlich auch keine bunten Verpackungen mehr, das Katalogbild reicht ja aus. Also nochmals gespart, Verpackung, Werbung in Print und TV. Da sparen wir gleich 100% der Werktätigen ein, auch ein paar Fernsehsender mit Ihren Beschäftigten. Das Tankstellenetz können wir auch erheblich ausdünnen. Der Energieverbrauch wird wohl auch entsprechend sinken. Das spart natürlich Ressourcen (Öl, Gas), dann auch in dieser Sparte, weniger Beschäftigte usw. usw.

Dieses Spiel kann man jetzt weitertreiben, in jedem Bereich der Wirtschaft wird so ein Verhalten Auswirkungen haben.

Oh, es wird auch etwas steigen, die Sozialabgabenlast der restlichen arbeitenden Bevölkerung. Irgendwo muss die Versorgung der jetzt Unbeschäftigten ja herkommen. Und das bis zum Lebensende, also bis nach der Rente.

Schließlich haben wir ja „Vollkasko“!

Was wäre für diejenigen erreicht worden, die mit Lebensmitteln unterversorgt sind? Eigentlich nichts, wir haben ja die Produktion unterlassen. Alternativ wäre denkbar weiter zu produzieren und die „gesparten“ 40% kostenfrei zu exportieren. Dieses Szenario ist aber wohl unrealistisch. Aus verschiedenen Gründen.

Ich gebe zu, das das ist alles sehr plakativ und vielleicht auch ein bisschen unfair formuliert. Das Problem ist nur, dass der Kern wahr ist. Im Grunde ist unsere Wirtschaft ein abgeschlossenes System. Wirke ich an einer Stelle ein so wird das unmittelbare Auswirkungen auf die gesamte Wirtschaftsstruktur haben. Wir, die Verbraucher, haben im Grunde die größte Macht. Wenn wir alle im Tun einig sind.

Es ist also durchaus komplizierter als man denkt.